Gerade ist es wieder passiert. Ich habe eine wichtige Anfrage bekommen. Standbild ich: Auf dem Fahrrad, viel zu spät, innerlich fünf Aufgaben gleichzeitig am erledigen und dabei versuchen, nicht im Eisregen heute auszurutschen. Dann klingelt das Telefon, und ich muss dran gehen, denn es ist sehr wichtig, und ich kiekse, – ich wiederhole – , KIEKSE: „Ja, hallo?“
Innerlich drehe ich durch. Ich wünschte ich könnte nochmal anfangen, nochmal durchatmen, nochmal tief und souverän sagen: „Guten Tag!“
Manchmal gibt es solche Tage. An denen ist man abends einfach froh, dass man überlebt hat. Dass man das Gespräch doch noch gemanagt hat. Oder einfach, dass man nicht von einem Bus überfahren worden ist. Weißt du, wovon ich spreche?
Manchmal gibt es aber auch Tage, da sind wir ganz besonders glücklich. Bei mir sieht ein Tag so aus – ich habe lange und gut geschlafen, morgens viel gekuschelt, einen Kaffee im Bett getrunken, jemand hat gesagt „Bleib noch liegen, ich mache das Frühstück“. Wir sind raus gegangen, wir hatten keinen Zeitdruck, vielleicht waren wir am Meer, vielleicht in der Sauna, vielleicht im Kino. Alles ist dahin geflossen. Kennst du diese Tage? Gute Tage sind das, und an diesen Tagen spüren wir, dass das Leben es wirklich gut mit uns meint.
Wenn wir in uns zu Hause sind, passiert meist auch etwas mit unserer Stimme.
Wir sind ausgeruht und entspannt. Wir sind von Menschen umgeben, die uns lieben. Oder, wenn wir alleine sind, dann sind das die wunderbaren Tage, an denen wir richtig glücklich mit uns selbst sind. Wir machen etwas Schönes, für uns selbst. Unsere Stimme ist ruhig und tiefer als sonst und es fällt uns leicht zu kommunizieren.
Ist es dir auch schon mal aufgefallen, dass deine Stimme in vielen verschiedenen Situationen ganz unterschiedlich klingt?
Das liegt daran, dass unsere Stimmung, unsere Gefühle, unsere Gedanken, kurz unsere Seele in unserer Stimme mitklingen. Wenn wir gestresst sind, bekommt unsere Stimme eine andere Klangfarbe als wenn wir verliebt sind. Wenn wir traurig sind klingen wir anders als wenn wir fröhlich sind. Woran liegt das?
Unser Körper ist ein großes Wunderwerk und hier ist alles mit allem verbunden. Die Gedanken in unserem Gehirn stimulieren unsere Nerven, die Muskeln reagieren je nach Verspannungsgrad schneller oder langsamer. Wenn wir Schulterprobleme haben, kann das an unserer Leber liegen. Frauen wissen das durch ihren Zyklus am allerbesten: Wenn wir bluten, passieren noch so einige andere Dinge in unserem Körper: Hormonschwankungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Hungerattacken, Weinkrämpfe – alles hängt mit allem zusammen.
Um Sprechen zu können brauchen wir auch so einiges: Unseren Willen zum Beispiel, und unser Gehirn. Unsere Muskeln, das Zwerchfell und die Lunge um Atem zu holen, unsere Luftröhre, den Kehlkopf, die Stimmlippen, den Mund mit Kiefer, Zunge und Zähnen für die Artikulation. Also fast alles in unserem Körper. Blut und Herz und Verstand sowieso.
Wenn wir das alles wissen, dann ist es eigentlich nur natürlich, dass wir jeden Tag anders klingen. Dass es einen Unterschied macht, ob wir entspannt sind und geerdet oder nervös und panisch. Das unsere Stimme unser Spiegel ist.
Unsere Seele scheint in unserer Stimme durch.
Das kann Panik machen. Das Gefühl ausgeliefert zu sein und über die eigene Stimme nichts verbergen zu können macht uns Angst. Deswegen neigen Menschen zu einer monotonen Stimme, oder zu einer sehr leisen. Weil die hoffentlich nicht so viel verrät. Aber unsere Anstrengung in unserer Stimme überträgt sich – und unsere Zuhörer werden dann auch oft angestrengt.
Wie können wir also jeden Tag glücklich sein – um auch tief und geerdet und voll und schön zu klingen?
Der Zauber der Stimme ist auch, dass wir umgekehrt mit ihr arbeiten können. Das heißt: Wir können uns quasi zielgerichtet in Entspannung begeben. Wie beim Yoga, beim autogenen Training, bei einer Massage oder beim atem- und körperbezogenem Stimmtraining. Dadurch kann unsere Stimme in ihre natürliche Frequenz rutschen. Und wir können ganz authentisch kommunizieren.
Manchmal hilft es schon, einfach einmal tief durch zu atmen. Einatmen, ausatmen, bevor wir den Telefonhörer abheben. Wirklich. Wenn ich nicht gerade im Eisregen durch die Stadt fahre, dann schafft mir ein einfacher Atmer schon mehr Ruhe und Souveränität in der Stimme. Oder jetzt zum Beispiel. Jetzt könnte gerade sogar die Polizei anrufen. Oder Barack Obama. Denn ich sitze zu Hause bei Kerzenschein und mein Kater schnurrt sich seine Seele aus dem Leib. Dabei liegt er auf meinem Schoß. Da möchte ich 1. am liebsten mitschnurren. Und 2. jetzt gerne mit jemandem sprechen, einfach um meine Entspannung und meinen Frieden in meiner eigenen Stimme zu hören.
Ich freue mich über deine Meinung zu meinem ersten Gastbeitrag als COSMEA-Wonderwoman und bin gespannt, ob du deine Stimme bewusst wahrnimmst, wie gut du sie „im Griff“ hast und ob du die Situationen kennst, über die ich hier schreibe… Hinterlasse mir einfach einen Kommentar hier unter diesem Beitrag, ich freue mich darauf.
Alles Liebe. Immer.
Deine Maren
Maren Hoff ist Stimmtrainerin und Female Soul Coach. Ihr Hafen ist Hamburg, aber sie coacht in ganz Deutschland. Nächstes Jahr im Juni gibt sie in Hamburg speziell Stimmtraining für Frauen – für mehr authentische Tiefe und Souveränität im Business und im Privaten. Als Female Soul Coach bietet sie über das Stimmtraining hinaus Unterstützung in klarer Entscheidungsfindung und weiblicher Durchsetzungskraft. Mehr Informationen über sie findest du auf Facebook (Maren Hoff Coaching) und Instagram (marenhoffcoaching).