#metoo – Sommer, Sonne, Hotpants, Blicke | Gastartikel von Johanna Zapata 1_cosmea.de

Ist die Welt sensibler geworden seit der #metoo-Bewegung? | Gastartikel von Johanna Fröhlich Zapata

Liebe Wonderwomen,

ist die Welt sensibler geworden seit der #metoo-Bewegung? Ja, ein wenig bestimmt! Besonders Personen des öffentlichen Lebens scheinen einigermaßen verinnerlicht zu haben, dass sexistische Äußerungen und Handlungen nicht in Ordnung sind – Ausnahmen gibt es leider immer wieder. Doch was ist mit dem Alltag abseits des Rampenlichts? Da ist Sexismus leider keine Ausnahme. Ganz besonders im Sommer.

#metoo – Mit der Hitze kommen die Blicke und Kommentare

Wettervorhersage für die nächsten Tage in Berlin: 24-28 Grad. Lina Schulze weiß, dass heute ein wichtiger Kunde ins Büro kommt. Normalerweise zieht sie an solchen Tagen eine Stoffhose und eine Bluse an. Aber nicht bei den Temperaturen ohne Klimaanlage im Konferenzraum. Sie greift sich ein Sommerkleid, das einigermaßen luftig, aber nicht zu aufreizend aussieht und hält inne. Ob das so geht? Ob sie sich wohlfühlen wird? Wird schon ok sein, denkt Lina, und geht zur Arbeit.

07.50 Uhr: Lina trifft ihre Nachbarin: „Uuuuuhhh, du hast dich ja heute schick gemacht!“

07.59 Uhr: Lina bemerkt, dass der Mann auf der anderen Straßenseite sie von oben bis oben mustert und fühlt sich unwohl.

08.08 Uhr: Lina fährt mit dem Fahrrad an die Ampel und stellt ein Bein auf den Boden. Der Autofahrer nickt ihr grinsend zu. Sie zupft ihr Kleid zurecht. Sieht man zu viel Haut?

08.15 Uhr: Endlich im Büro. Ihr Chef lächelt: „Sehr gut, da wird der Kunde Ihnen heute ja aus der Hand fressen! Hehehehehe!“

08:20 Uhr: Die Kollegin fragt, woher Lina das Kleid hat. „Voll schön… aber muss man sich leisten können, sowas zu tragen. DU kannst es dir auf jeden Fall leisten! Ich wünschte, ich hätte so schöne Beine!“

Eine halbe Stunde, fünf Situationen in denen Lina für ihr Äußeres beurteilt wurde. Alle nett gemeint. Manche voll daneben. Andere tatsächlich nett. Aber Fakt bleibt: Linas Outfit, ihr Körper und ihre Haut wird zum Thema. Andauernd.

#metoo – Body Positivity ist nicht die Lösung für alles

Zwei Straßen weiter steht auch Bea vor dem Kleiderschrank. Die Kinder wollen ins Freibad heute. Auch wenn sie erst in ein paar Stunden losfahren, ist Bea schon nervös. Ihr kleinster Sohn ist mittlerweile fast zwei, sie hätte genug Zeit gehabt, die Babypfunde wieder loszuwerden, doch sie halten sich hartnäckig. Bea zieht beide Bikinis, die sie besitzt, drei Mal an und wieder aus. Doch lieber den Bauch-weg-Badeanzug von Hunkemöller, den sie letztes Jahr getragen hat? Sie weiß es nicht. Einerseits möchte sie drüber stehen. Wegen Body Positivity und so weiter. Andererseits will sie einen unbeschwerten Tag im Schwimmbad und weiß, dass sie sich im Bikini nicht wohlfühlen wird. Was, wenn ein Vater aus der Klasse ihrer Tochter da ist? Oder Torsten, von dem sie weiß, dass er gerne mal über dicke Frauen lästert? Oder die perfekte Fitnesstrainerin?

Sexismus beginnt im eigenen Kopf

Frauen haben sich mittlerweile schon so sehr daran gewöhnt, Bewertungen für ihr Äußeres zu bekommen, dass der Sexismus schon im eigenen Kopf beginnt. Linas und Beas Gedanken vor dem Kleiderschrank sind nicht unsinnig. Sie spiegeln nur wieder, was sie von der Außenwelt zu erwarten haben. Hilft es, diese Gedanken zu streichen? Nö, denn es ist ja die Wahrheit, dass Frauenkörper und -outfits permanent bewertet werden. Aber was hilft dann? In Beas und Linas Position gar nichts, denn es ist absurd, zu denken, dass man selbst dafür verantwortlich ist, nicht bewertet zu werden.
#metoo – Wir sind Teil des Problems
Was wir wirklich tun können, ist Sensibilität für die andere Seite zu entwickeln. Denn seien wir ehrlich: Wie oft sind wir die Nachbarin oder Kollegin? Muss man zu den Körpern und Klamotten der anderen Frauen immer seinen Senf geben? Muss man nicht! Und muss man kleinen Mädchen dauernd Komplimente für ihre süßen Kleidchen oder tollen Frisuren machen? Muss man auch nicht. Wie wäre es mal mit einem Kompliment für die passenden Worte oder mutige Entscheidungen? Wobei ich mit mutiger Entscheidung nicht das Sommeroutfit oder den Bikini meine…

Autorin: Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata „ohne Trennung zur gleichberechtigten Partnerschaft“.

Johannas Website: https://alltagsfeminismus.de/

Ihre Coaching-Ausbildung: https://feministische-coaching-akademie.de/

Johanna bei Instagram: https://www.instagram.com/alltagsfeminismus/


Bildnachweise:

Fotos: ©Johanna Fröhlich Zapata

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