Lena Olvedi: „Endlich gleichberechtigt pinkeln!“

COSMEA® Wonderwoman – Lena Olvedi

Gleichberechtigt pinkeln – dafür setzt sich Lena Olvedi ein und erschafft mit MISSOIR das längst überfällige Pendant zum Pissoir. Wie sie dazu kam, Gleichberechtigung für dieses Grundbedürfnis zu schaffen und dabei dieses schambehaftete Thema zu enttabuisieren, erzählt sie uns heute. Zudem interessieren wir uns natürlich auch für Lena’s Frau-sein und freuen uns, sie als COSMEA® Wonderwoman kennenzulernen.

Hallo liebe Lena, es ist so schön, Dich hier bei uns zu haben! Stell Dich am besten selbst einmal kurz vor…
Lena: >> Hallo, vielen Dank. Ich bin die Gründerin von MISSOIR, das Hockurinal ohne Wasserverbrauch als überfälliges Pendant zum Pissoir und gleichberechtigte Wahlmöglichkeit zur Toilettenkabine für Frauen/FLINTA*. Damit Warteschlangen und “Akrobatik” an der Kloschüssel ein Ende haben und wir endlich gehen können, wenn wir müssen. Ich wünsche mir, dass irgendwann MISSOIRs genauso normal und Standard sind, wie es das Pissoir für die Stehpinkler seit Jahrhunderten ist  und, dass sich Frauen nicht mehr für Natürliches schämen.
Wie kamst Du auf die Idee, ein Pendant zum Pissoir in die Welt zu bringen?
Lena: >> Ich glaube, wir kennen es alle kurz mal müssen – ewig anstehen, um dann an eine Toilettenschüssel zu kommen, auf die wir uns meist nicht draufsetzen. Das Pissoir ist eine super Sache, um sich schnell und kontaktfrei zu erleichtern, aber warum ist es nur für die Hälfte der Bevölkerung zugänglich?
Bei MISSOIR wird die natürliche Hockhaltung der Frau/FLINTA* respektiert, es gibt einen innovativen Spritzschutz, Haltestangen, große Kleiderhaken, u.v.m. Es ist wie pullern hinterm Busch, nur besser. Werft gerne mal in einen Blick in mein Crowdfundingvideo von 2020, hier seht Ihr, wie das Missoir genau funktioniert:
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Was sind bis heute Tabus beim Wasserlassen unter Frauen und inwiefern steuert Missoir dagegen an?

Lena: >> Oft sind leider bei uns natürliche Themen mit Scham oder Tabus behaftet, ob Pipi, Periode, Nippel, Körperbehaarung, etc.  Themen, die völlig normal sind, aber für die wir uns verstecken. Mit MISSOIR möchte ich Hockpinklerinnen eine Wahlmöglichkeit bieten, sich schnell, einfach und direkt zu erleichtern. Beim Mobilen Missoir gibt es keine Kabinentüren und so können Frauen/FLINTA* zum ersten Mal gemeinsam pullern. Was für einige erstmal seltsam ist, weil wir es ja gar nicht anders kennen, wird plötzlich zu einer empowernden und befreienden Experience. Es haben sich schon Freundschaften und die schönsten Gespräche bei Missoir ergeben!
 Du warst diesen Sommer auf unzähligen Festivals unterwegs – wie ist das Feedback der FestivalbesucherInnen? Wie kommt das Missoir an?
Lena: >> Sehr gut und das ist genau der Grund, warum ich MISSOIR mache. Das Beste an MISSOIR sind die tollen Frauen/FLINTA* und das wundervolle Feedback. Wir haben beim Mobilen Missoir ein Gästebuch und das ist nach jedem Festival voll mit schönen Kommentaren. Bis heute gibt das die Kraft und Motivation für MISSOIR und Peequality weiterzukämpfen. Es ist so viel mehr als einfach nur das schnelle Pinkeln.

Stehst Du auch live vor Ort mit dem Missoir im Einsatz, Scham und Tabus beim Urinieren unter Frauen gegenüber? Wenn ja, wie kriegst Du es mit und hast Du ggf. Gelegenheit darauf zu reagieren?
Lena: >> Bisher war ich immer persönlich dabei, gerade wegen diesem wunderschönen Austausch. Das Mobile Missoir ist kein stilles Örtchen, die Frauen/FLINTA* dort lieben es beim Pullern zu quatschen, ob sie die Nachbarin nun kennt oder noch nicht. Tampons wurden rüber gereicht oder geholfen das Kleid zu machen, über Periodenprodukte diskutiert, etc. Völlig natürlich und schamfrei.
Aber jede wie sie will; MISSOIR soll die herkömmliche Toilettenkabine nicht ersetzen, sondern wie das Pissoir, ergänzen. Wenn jemand Privatsphäre bevorzugt, aus welchen Gründen auch immer, kann die Person eine Kabine nutzen und sich freuen, dass durch die überfällige Wahlmöglichkeit die Warteschlange automatisch reduziert wird.
Wie sieht Dein Alltag eigentlich so aus? Was bestimmt täglich dein Leben?
Lena: >> Haha, ich hab nur Pipi im Kopf und MISSOIR im Herzen. Ich arbeite täglich mit viel Leidenschaft an MISSOIR. Die Aufgaben und Herausforderungen sind so vielfältig und abwechslungsreich, dass es nie langweilig wird und es ein stetiges Learning ist. Natürlich auch mit Pausen; habe Yoga für mich entdeckt. Durch MISSOIR habe ich viel erlebt und gelernt, das erfüllt und bereichert mich sehr, beruflich wie privat.
Worin siehst du Deine persönlichen Stärken?
Lena: >> Mir wurde mal gesagt, dass das Schönste an mir mein großes Herz und mein Mut sei, das fand ich schön. „Einfach machen“ war irgendwie schon immer mein Motto. Wie im Leben so gilt das auch auf dem Klo ;). Ob etwas gelingt oder gefällt, weißt Du erst, wenn Du es ausprobierst. Meine Fernreisen, Umzüge, etc. waren alle spontan. Ich bin immer meinem Bauchgefühl gefolgt und muss sagen, dass ich nichts davon bereue. Es waren die besten Entscheidungen in meinem Leben.
Was sind Deine Herausforderungen?
Lena: >> Auch wenn MISSOIR z. B. auf Festivals sehr gefeiert und gut angenommen wird, ist das Toilettenthema im Alltag leider immer noch ein großes Tabuthema, über welches nicht gerne gesprochen wird.
Zudem sind leider Männer oft die Entscheidungsträger, das Problem wird nicht gesehen oder gar unsichtbar gemacht. Die Stadtentwicklung, also Toiletten und so vieles mehr, sind meist von Männern und für Männer gestaltet, siehe Gender Data Gap.
Wir setzen uns für gendergerechte und kostenfreie öffentliche Toiletten ein.

Hat Frau-sein für Dich eine bestimmte Bedeutung?
Lena: >>Ich glaube, früher hatte es für mich, nicht so eine große Bedeutung. Aber durch MISSOIR hat sich vieles verändert. Wir haben viele gute Gespräche mit unglaublich tollen Frauen. Wir sind so viel mehr in uns steckt so viel Potential. Wir müssen uns gegenseitig supporten und stärken. Eine für alle und alle für eine.
Wählst Du Deine Hygieneprodukte für Frauen bewusst aus? Was benutzt Du selbst (und warum)?
Lena: >> Seitdem ich mit MISSOIR on tour bin, bieten wir Periodenprodukte for free an, da ich finde, dass das einfach dazugehört. Am besten aus guten Materialien und bewusster Produktion. Deswegen bin ich sehr froh, Eure biologischen und veganen Periodenprodukte anbieten zu können. Sie wurden von den Menstruierenden so dankbar angenommen!
Ich selbst nutze Tampons und finde es toll, dass es inzwischen so viele Alternativen gibt, habe diese aber noch nicht probiert.

Wie geht es für Dich weiter? Hast du schon Deine nächsten Schritte geplant?
Lena: >> Nach diesem ersten richtigen Festivalsommer geht’s nun ins Homeoffice und in die Planungen fürs nächste Jahr. Es ist schon viel passiert und ich bin so gespannt, wohin die Reise geht, kommt doch einfach mit, ich berichte immer wieder bei Insta! 🙂
Lena, es ist uns eine große Freude, Dich im Kreise unserer Wonderwomen zu wissen und wir hoffen, dass wir noch mehr von Dir hören  und gerne auch wieder hier bei uns im COSMEA® Blog!
Liebe Wonderwomen da draußen, habt Ihr Fragen an Lena oder möchtet Ihr Eure Meinung zu diesem Interview mitteilen? Dann hinterlasst einfach einen Kommentar unter diesem Beitrag!

Webseite von Lena: www.missoir.de
Lena bei Instagram: www.instagram.com/missoir.de

Bildnachweise:
Fotos: © Lena Olvedi

*ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, inter-geschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen

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