Eine lächelnde Frau (Susanne Schlösser) lehnt sich mit verschränkten Händen an einen runden, grauen Tisch. Sie trägt eine mintgrüne Jacke, eine dunkle Bluse und eine Brille mit runden Gläsern. Im Hintergrund ist eine helle, minimalistische Innenraumkulisse mit Betonwänden und Säulen zu sehen.

Susanne Schlösser: „Rollenbilder lösen sich auf und wir dürfen erkennen, dass wir individuell sind, als Mensch.“

COSMEA® Wonderwoman – Susanne Schlösser

Susanne ist Autorin, Speakerin und eine unerschrockene Stimme gegen Alltagssexismus. Mit ihrem Buch Bullshit Bingo trifft sie nicht nur einen Nerv, sondern gibt Frauen Werkzeuge an die Hand, um sich von überholten Rollenbildern und klischeehaften Sprüchen zu befreien. Sie spricht offen über Herausforderungen, Empowerment und Selbstfürsorge – und inspiriert dabei mit Klarheit, Humor und Haltung. Im Interview erzählt sie, wie das Buch entstanden ist, warum Grenzen wichtig sind und wie Frauen lernen können, selbstbewusst ihren eigenen Weg zu gehen.

Liebe Susanne, wir freuen uns sehr auf das Interview mit Dir! Stell Dich zuerst am besten selbst einmal kurz vor…

SUSANNE: >> Ich bin Susanne Schlösser, lebe mit meiner Familie in Berlin, liebe Natur, gutes Essen und inspirierende Menschen. Beruflich arbeite ich als Managerin für Expert*innen aus der Gesundheitsbranche und als Karriere und Transformations Coach und ich bin Autorin.

Eine Frau (Susanne Schlösser) liegt entspannt bäuchlings auf einer Backsteinmauer mit Blick auf die Berliner Oberbaumbrücke im Hintergrund. Sie trägt eine dunkelblaue Bluse, schwarze Hose, beigefarbene Stiefeletten und eine Brille. Ihre Hände sind gefaltet, und sie schaut nachdenklich in den Himmel. Die Szene spielt sich im Freien an einem Flussufer ab.

Nenne uns 3 Worte, die Dich beschreiben:

SUSANNE: >> Klar, Haltung, Netzwerk

Gemeinsam mit vier weiteren Power-Frauen hast Du Bullshit Bingo veröffentlicht. Wie ist die Idee zu dem Buch entstanden – und welche Rolle hattest Du dabei ganz persönlich?

SUSANNE: >> Das Buch ist bei einem Ladies-Mentoring-Treffen entstanden, bei dem eine von uns ein Erlebnis schilderte, das sie sprachlos gemacht hat. Es ging um einen dieser Bullshit-Sätze, alle Frauen wussten sofort, wovon sie sprach – und fanden zusammen schlagfertige Antworten für die geschilderte Situation. Auch andere Frauen in der Runde teilten daraufhin ihre Geschichte.

Da war uns klar: Wir sind nicht alleine und dieses Bullshit-Bingo hat System. Wir hatten schon fast alle Erfahrungen damit gemacht. Und wir wollten diese teilen, um zu inspirieren, Antworten zu liefern und allen zu zeigen: Diese Sätze sind und dürfen nicht Normalität sein. Lasst uns darüber sprechen, ein Bewusstsein schaffen und gemeinsam etwas verändern.

Wenn eine Idee geboren ist, bin ich eine Person, die dran bleibt. So war es auch hier. Gemeinsam mit Tatjana habe ich vor allem die Idee in die Umsetzung gebracht und als der Verlag gefunden war, haben sich die anderen Ladies direkt angeschlossen.

Eine Podiumsdiskussion auf dem M.STORIES Female Business Festival. Fünf Frauen sitzen auf einer Bühne vor einem lila-blau ausgeleuchteten Vorhang und sprechen vor einem Publikum. Auf der Bühne steht ein rundes Schild mit dem Logo des Events. Zwei Bildschirme zeigen Informationen zur Veranstaltung. Das Publikum sitzt auf weißen Stühlen und verfolgt aufmerksam das Gespräch.

Welche zentrale Botschaft wollt Ihr Frauen mit dem Buch auf den Weg geben?

SUSANNE: >> Wir wollen Frauen zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass solche Situationen uns allen passieren und wir nicht diejenigen sind, die sich schämen müssen. Wir wollen dazu ermutigen, Haltung zu zeigen, solche Situationen transparent zu machen und anderen zur Seite zu stehen, wenn sie diese Bullshit Sätze hören. Wie man in solchen Situationen reagieren kann und welche Antworten immer passen, findet man in dem Buch. Doch das Buch soll nur ein Auftakt sein, für eine Bewegung gegen Bullshit Sätze und für mehr Miteinander.

Wir wollen aber auch Männer ermutigen, das Buch zu lesen und sich unserer Bewegung anzuschließen. Denn die Lektüre zeigt ein Phänomen auf, von dem viele von ihnen gar keine Vorstellung haben, da es sie nicht betrifft. Viele Männer fallen vom Glauben ab, wenn wir ihnen erzählen, was Frauen sich fast jeden Tag anhören müssen. Sie können durch das Buch sensibilisiert und ebenfalls ermutigt werden, betroffenen Frauen rhetorisch zur Seite zu stehen und Menschen, die unbedachte oder übergriffige Aussagen machen, in ihre Schranken zu weisen.

Bullshit-Bingo ist ein Buch für ein Miteinander auf Augenhöhe. Das Buch ist für alle, die in Gesprächen bewusst, wertschätzend und gleichberechtigt miteinander umgehen wollen und einander besser verstehen möchten. Das Buch erklärt einerseits das Phänomen, das hinter Bullshit-Sätzen steckt und andererseits zeigt es an Geschichten aus dem Leben, wie genau diese Situationen aussehen.

Im Buch teilt Ihr echte Erlebnisse, die Frauen gemacht haben. Welche drei Situationen stechen für Dich besonders hervor – und warum?

SUSANNE: >> Es sind nicht die einzelnen Erlebnisse, die für mich besonders hervorstechen, sondern die Masse der erlebten Situationen. Natürlich ist ein Satz von einem Vorgesetzen einer jungen Mitarbeiterin gegenüber, die einen Beamer anschließt “Das lange Dicke gehört immer in das große Loch” empörend, ekelhaft und unmöglich. Aber auch die vielen Sätze, die im Alltag oft weggelächelt werden, weil sie so normalisiert werden, wie “Wo sind ihre Kinder, wenn sie arbeiten?” oder “Mit dem richtigen Mann hättest Du auch Kinder gewollt” oder “Hast Du Deine Tage?” sind in Summe einfach nicht ertragbar. Das Spannende ist, viele solche Sätze fallen einem gar nicht mehr auf, weil wir uns so daran gewöhnt haben. Aber das Ganze hat System und macht Frauen klein und verweist sie auf einen niederen Platz. Das ist das, was mich besonders empört und warum es auch so wichtig ist, dass wir uns gegen dieses systemische Kleinmachen von Frauen zusammentun, darüber sprechen und dagegen vorgehen.

Eine Frau (Susanne Schlösser) steht auf einer Bühne und hält einen Vortrag. Hinter ihr ist eine große Präsentationsfolie mit der Überschrift „Schafft eine gute Ausgangssituation“ zu sehen. Die Folie zeigt zwei Illustrationen: Links ein gestresster Mensch mit einem roten „X“, rechts eine meditierende Person mit einem grünen Haken. Die Vortragende trägt eine lange, helle Strickjacke, ein weißes Oberteil und olivgrüne Hose. Vor ihr steht ein Rednerpult mit der Aufschrift „Build Your Path – Freelance Unlocked“. Die Bühne ist professionell beleuchtet, einige Stühle stehen im Hintergrund.

Warum fällt es vielen Frauen schwer, klare Grenzen zu setzen – und wie gelingt es Dir, für Dich einzustehen?

SUSANNE: >> Wir sind alle in einer patriarchalen Welt groß geworden. Da wird Mädchen schon beigebracht: Sei lieb, sei brav, fall nicht auf. Wenn ein Mädchen für sich einsteht, ist sie unbequem, zickig, anstrengend, ein Junge ist mutig, hat Führungsqualitäten, aus dem wird etwas. Das bedeutet, uns wird von klein an beigebracht, dass unsere Grenzen nicht zählen. So verankern sich auch Glaubenssätze: Wenn ich meine Grenzen aufzeige, bin ich egoistisch. Frauen sind ja im klassischen Rollenmodell, dass wir nun einmal viele Jahrhunderte gelebt haben, die Personen, die sich um andere kümmern, nicht jedoch um sich selbst. Ich durfte auch erst im Erwachsenenalter lernen, meine Grenzen überhaupt zu spüren und diese dann zu artikulieren. Dabei hat mir unser Business Frauennetzwerk Ladies Mentoring, in dem das Buch entstanden ist, sehr geholfen. Dafür bin ich extrem dankbar.

Wo begegnet Dir persönlich im Alltag besonders oft „Bullshit“, also sexistische oder klischeebehaftete Kommunikation?

SUSANNE: >> Leider überall. Ob es ein Satz in der Bahn unter Jungs ist, wie “mach die Chicas klar”, oder wenn ein Handwerker nur mit meinem Mann sprechen will, weil er davon ausgeht, dass er mehr Ahnung hat, oder mindestens derjenige ist, der über das Geld entscheidet, oder dass ich Frauen dabei ertappe, wie sie andere bewerten und damit genau das machen, was wir uns selbst nicht wünschen. Inzwischen spreche ich es offen an. Ich versuche hier zu sensibilisieren, denn vielen ist es gar nicht bewusst, was sie da tun, und welche Rollenbilder sie damit verankern. Ich erlebe auch immer wieder, dass wenn ich einen Vortrag zum Thema verhandeln halte (was eins meiner Kernthemen auf der Bühne ist), dass es immer wieder Menschen gibt, die dann hinterfragen, ob das eine Frau überhaupt kann. Ob das nicht ein Männerthema ist. Und ich kann nur sagen: Ja, Finanzen und Verhandeln sind Themen, die Frauen unbedingt für sich entdecken dürfen, denn es ist so wichtig für unsere Unabhängigkeit. Und wir haben die Fähigkeiten dazu, wir müssen es uns nur zutrauen.

Eine Frau (Susanne Schlösser) steht auf einer Bühne und hält einen Vortrag. Sie trägt eine Brille, ein helles Oberteil, eine lange beigefarbene Strickjacke und olivgrüne Hosen. Um den Hals trägt sie ein Namensschild mit dem Namen „Susanne Schloesser“. Sie hat ein Headset-Mikrofon und gestikuliert mit den Händen. Im Hintergrund ist eine große Leinwand mit Text in deutscher Sprache zu sehen, auf der unter anderem das Wort „Vorgespräch“ steht.Hast Du Tipps, wie Frauen souverän auf Klischees oder dumme Sprüche reagieren können? Hast Du ein Beispiel oder eine Technik, wie man schlagfertig antworten kann?

SUSANNE: >> Ich empfehle allen Frauen: Übt es! Denn wie ich Muskeln trainieren kann, so kann ich auch Schlagfertigkeit trainieren. Tut euch zusammen, macht euch einen schönen Abend mit vielen Bullshit-Sätzen und sammelt in der Gruppe Antworten. Erstens macht es total viel Spaß gemeinsam Antworten zu finden und zweitens trainiert es uns in der Schlagfertigkeit. In unserem Buch gibt es am Ende vier Seiten, mit Antworten, die immer passen. Hier kann Frau sich auch drei bis fünf Sätze raussuchen, die gut zu ihr passen und diese dann so üben, dass sie sie parat hat, wenn es darauf ankommt.

Was bedeutet „Frau sein“ für Dich persönlich?

SUSANNE: >> Das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht, ob wir das heutzutage noch so definieren sollten. Ja, ich bin eine Frau, aber ich bin auch Unternehmerin, Naturliebhaberin, ich liebe es zu spielen, mir ist Gerechtigkeit wichtig und Klimaschutz. Frau sein bedeutet für mich ganz persönlich, ich sein zu können, ohne dass ich im Business wie ein Mann agieren muss, um erfolgreich zu sein und ohne dass ich als Mutter einem Klischee entsprechen muss. Ich bin der Meinung, dass Rollenbilder sich auflösen und wir erkennen dürfen, dass wir individuell sind, als Mensch. Ich definiere mich nicht über meine Biologie und doch trete ich für Frauenrechte ein. Macht das Sinn für euch?

Was sind Deine persönlichen Stärken?

SUSANNE: >> Mir wurde vor kurzem in einer Gruppe von mehreren Menschen gesagt, dass meine absolute Stärke ist, Menschen zusammenzubringen. Wenn ich auf mein Stärkenprofil schaue, dass während meiner Coachingausbildung von mir erhoben wurde, dann sind meine TOP 5 Stärken:

  1. Tapferkeit
  2. Freundlichkeit
  3. Ausdauer
  4. Kreativität
  5. Teamwork

Ich glaube, das trifft es ganz gut. Tapferkeit bedeutet, dass ich mich nicht vor Herausforderungen oder Schwierigkeiten fürchte und trotz Widerständen zu meiner Meinung und Überzeugung stehe, das trifft mich ziemlich gut. Das gepaart mit meiner Ausdauer hilft mir immer wieder Neues auf die Beine zu stellen. Eine Kollegin aus meinem Team sagte mir heute, dass das Schöne an mir ist, dass ich mich wirklich von Herzen darüber freue, wenn jemand anderes wächst und Erfolg hat und dass ich Menschen immer mit Wertschätzung begegne. Wertschätzung und Augenhöhe sind mir super wichtig, denn nur so können wir alle lernen und uns entwickeln.

Eine Frau (Susanne Schlösser) steht lächelnd vor einer hellbraunen Backsteinwand. Sie trägt eine Brille, ein schwarzes, locker fallendes Oberteil mit V-Ausschnitt und gemusterte Hosen. Ihr rechter Arm ist locker an der Seite, die linke Hand stützt sie in die Hüfte. Die Frau wirkt freundlich und selbstbewusst.

Gibt es Frauen, die Dich in Deinem Leben besonders inspiriert haben?

SUSANNE: >> Ja, meine Mitautorin Tatjana Kiel ist eine große Inspiration für mich. Sie entscheidet unglaublich schnell, schafft es, Menschen zusammenzubringen und große Ideen in kürzester Zeit umzusetzen. Trotz ihres Erfolges nimmt sie sich immer Zeit für die wichtigen Dinge, wenn sie da ist, ist sie da und sieht Dich. Sie begegnet Menschen mit absoluter Wertschätzung. Von ihr habe ich gelernt “Nein” zu sagen.

Meine Tochter ist auch eine große Inspiration für mich, weil sie mit aktuell noch 14 Jahren bereits so viel weiter ist, als ich es mit 30 war. Sie steht für sich ein, zeigt Haltung und ist absolut angstfrei, wenn es darum geht, für sich oder andere einzustehen. Sie hat ein unglaubliches Bauchgefühl und vor allem hört sie auch darauf. Von ihr lerne ich tagtäglich, mehr auf mich zu schauen, für mich selbst da zu sein und ich zu sein. Das ist ein absolutes Geschenk.

Wählst Du Deine Damenhygieneprodukte bewusst aus? Welche benutzt Du?

SUSANNE: >> Ich benutze Periodenpanties und Tampons. Ehrlich gesagt bin ich erst durch meine Tochter und meine Ärztin, die mich seit einigen Jahren begleitet, darauf gekommen, hier bewusste Entscheidungen zu treffen.

Liebe Wonderwomen da draußen, habt Ihr Fragen an Susanne oder möchtet Ihr Eure Meinung zu diesem Interview mitteilen?

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susanneschloesser.berlin (die Seite geht am 10.06. online)

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